Sie haben es sicher schon mal im Bekanntenkreis gehört oder bei sich selbst vermutet: der Wirbelkörper ist verrenkt, verrutscht oder ganz heraus gesprungen. Was ist dran am herausgesprungen Wirbel? Und was steckt wirklich dahinter?
Wie Sie sich nach der Einleitung sicher schon denken können, handelt es sich um einen weit verbreiteten Mythos. Ein Wirbel kann nicht herausspringen, weder an der Halswirbelsäule noch an der Lenden- oder Brustwirbelsäule. Wohin sollte er auch, da ist kein Platz vorgesehen am Rücken.
Die Wirbelsäule ist im Körper fest eingebaut und geschützt. Muskeln, unterstützende Bänder, Gelenke und Bandscheiben geben der Wirbelsäule einen robusten Halt und machen sie sehr widerstandsfähig, schließlich schützt sie das wichtige Rückenmark mit den großen Spinalnerven.
Ausnahmen davon sind echte Luxationen, die aber nur nach massiven Traumen (wie zum Beispiel einem sehr schweren Verkehrsunfall) vorkommen. Die Folge solcher Luxationen sind immer massive Schäden wie komplette Lähmungen oder Gefühllosigkeit einer ganzen Extremität – was hoffentlich nicht das ist, was Sie zu uns in die Praxis führt.
Aber es fühlt sich doch an, als ob etwas draußen wäre, oder?
Ja, das tut es. Aber die Ursache dafür liegt in einer reinen Beweglichkeitsstörung an der Wirbelsäule. Vorübergehend funktioniert das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Gelenken nicht richtig, die Gelenke sind kurzzeitig etwas steif und widerspenstig.
Solche Funktionsstörungen treffen jeden Menschen im Lauf seines Lebens. Schließlich steht die Wirbelsäule auch bei völlig Gesunden nicht exakt im Lot, Abweichungen sind die Norm, nicht die Ausnahme.
Nachdem nichts „verrutscht“ ist, muss auch nichts „eingerenkt“ werden. Warum aber kann ein Deblockieren durch einen Manualtherapeuten trotzdem helfen?
Durch die gezielte Manipulation können von außen gezielte Impulse an Nervensystem und Muskeln abgegeben werden. Dadurch kann der Schmerz gehemmt, die Beweglichkeit verbessert und der Teufelskreis aus Schmerz-Verspannung-Fehlhaltung-Schmerz unterbrochen werden. Übrigens ist es dabei völlig unerheblich, ob es knackt oder nicht. Das knackende Geräusch kann vorkommen, ist aber nicht das Ziel der Chirotherapie – und wird sicher nicht dadurch verursacht, dass der Wirbel wieder ins Gelenk zurück springt, wie Sie inzwischen wissen.
Als weitere therapeutische Optionen können wir Orthopäden mit KinesioTape oder Triggerpunkt-Akupunktur auf die Muskeln einwirken, akute Schmerzen mit gezielten Infiltrationen therapieren oder medikamentös gegensteuern.
Wenn Sie also das nächste Mal das Gefühl haben, dass Sie blockiert sind, machen Sie sich in erster Linie keine Sorgen über verrutschte Wirbel.
Versuchen Sie es mit lokaler Wärmeanwendung. Bleiben Sie in Bewegung und mobilisieren Sie sich selbst in die steife Richtung. Nehmen Sie gern kurzzeitig Schmerzmittel, um den Schmerzkreislauf zu durchbrechen. Falls Sie öfter von derartigen Blockaden betroffen sind, können Sie KinesioTaping auch als Eigentherapie bei uns erlernen.
Selbstverständlich stehen wir Ihnen jederzeit gerne mit unseren fachärztlichen Therapieoptionen zur Verfügung. Suchen Sie bitte auf jeden Fall einen Arzt auf, wenn Sie Muskelschwächen an sich bemerken oder sich das Bein bis über das Knie hinaus oder der Arm über die Schulter hinaus taub anfühlen oder kribbeln. Im Zweifelsfall sind Sie bei Ihrem Orthopäden in guten Händen.